Was bisher geschah

Schon lange wollten wir ausprobieren, ob wir nicht doch aufs Land ziehen wollen. Corona machte es uns leicht. Eine Woche vor dem Lockdown im März packten wir in Berlin Prenzlauer Berg an einer vierspurigen Straße die Koffer und kamen in einem Haus in der nordfriesischen Wallapampa wieder raus. Die letzten neun Monate im Zeitraffer:

  • Wir schlafen schlecht, weil es so ruhig ist.
  • Wir schlafen schlecht, weil es so dunkel ist.
  • Habe einen Tag lang neuen, dünnen Trenchcoat an (noch in Berlin gekauft) und kriege prompt Blasenentzündung.
  • Schreibe Berliner Freunden Nachrichten: „ICH WILL MEIN ALTES LEBEN ZURÜCK“.
  • Sehen im Garten ein Vogelhaus, hat die Vormieterin uns anscheinend überlassen.
  • Bekomme von meiner Mutter eine alte Fjällrävenjacke, die gefüttert ist. Trenchcoat ordentlich zusammengefaltet unters Bett.
  • Axel sagt: „Was meinst du? Wollen wir heute bei Kuchi essen und danach noch einen Kaffee bei The Barn trinken? Wir könnten auch Cheesecake bei Five Elephant und danach zu Sandro.“ Ich muss weinen.
  • Zum ersten Mal seit über zehn Jahren ohne Ohropax geschlafen.
  • Wir kaufen ein Schaf (lange Geschichte!)
  • Meine Mutter sagt, dass wir im Herbst mal Futter ins Vogelhaus tun sollen. Joa …
  • Bin Layering-Profi geworden. Am besten funktioniert: Unterhemd, Falke-Merino-Langarm-Shirt, Rollkragenpullover, Troyer, dünne Daunenjacke, Softshelljacke.
  • Schreibe Berliner Freunden Nachrichten: „ICH BIN NICHT SO DICK WIE ICH AUSSEHE“
  • Das Schaf denkt, ich sei seine leibliche Mutter (lange Geschichte!)
  • Berliner Freunde tragen auf Fotos kurze Hosen und ich komm nicht vom Falke-Merino-Shirt los. Muss weinen.
  • Zum ersten Mal seit über zehn Jahren ohne Schlafbrille geschlafen.
  • Endlich: Für fünf Tage richtig krass geschwitzt und ernsthaft Strandkorb in den Schatten gedreht. Mutter sagt: „Siehst du!“
  • Herrliches Naturschutzgebiet zwanzig Fahrradminuten (E-Bike) entfernt entdeckt. Fotos an alle Berliner Freunde geschickt. „Da verbringen wir unsere Mittagspause. Und ihr so?“
  • Wir schlafen gut, weil es so ruhig ist.
  • Wir schlafen gut, weil es so dunkel ist.
  • Canada-Goose-Jacke schon wieder im Einsatz während Berliner Freunde noch Lederjacke tragen.
  • Wir lieeeeeeeeeeben Neubau. Fußbodenheizung. Auto vor der Tür. Gäste-WC. Funktionierende Steckdosen. Abstellkammer. Sagen in Zoom-Runde ironisch: „Wir sind jetzt spießig geworden.“ Höhö.
  • Meine Mutter bringt Maisenknödel (interessant) und eine Kokosnuss vorbei, in der mein Vater Vogelfutter für die Vögel gekocht hat. (WTF???)
  • Bin Profi in Gummi- und Schneestiefelfragen. (Wer wissen will, wo Schwächen von Sorel liegen, wann Tretorn gut sind und warum Hunter vollkommen überschätzt sind: gerne schreiben!)
  • Der erste Vogel pickt an der Kokusnuss. Sage zu Axel: „Pass bloß auf, wir werden noch wie die Schwiegereltern von J. Die gucken doch den ganzen Tag auf ein Vogelhaus, erzählt sie immer.“ Axel lacht.
  • Kommen eine Stunde nicht auf den Namen vom Vietnamesen am Wasserturm und werden panisch (UMAMI!)
  • Ich googel, wie so ein Vogel mit roter Brust heißt.
  • Axel sagt ohne zu lachen: „Eigentlich bräuchten wir ein Vogel-Bestimmungsbuch.“
  • Erkenntnis: Wir SIND wie J.s Schwiegereltern.
  • Erkenntnis II: Wir SIND spießig.
  • Action am Vogelhaus: Ein Eichhörnchen kommt und versucht, den Maisenknödel vom Haken zu reißen. Mehrere Vögel sehen ihre Felle wegschwimmen, starten Angriffe. Eichhörnchen boxt (!) Vogel weg. Futtert halbe Kokusnuss weg und verschwindet dann im Gebüsch. Schicke 20 Fotos vom Hörnchen-Gate in die Familien-Whats-App-Gruppe. Schreibe: „So krass, was hier abgeht!“
  • Axel sagt: „Sollen wir mal ein Fernglas kaufen?“
  • Schicke Berliner Freundin Fotos vom Eichhörnchen, Schaf und Neubau. Sie schreibt: „Na, ob ihr überhaupt wiederkommt?“

Share this post
Share on facebook
Share on twitter
Share on linkedin
Share on email